[BiKomPsy - biologische Kommunikations-Psychologie]

2.0 Unsere Biologie
hat die Kontrolle

Ohne unsere Biologie geht es nicht!

 

Über unsere Sinnesorgane nimmt unsere Biologie die Außenwelt wahr. Geschieht nun ein Ereignis, das eine blitzschnelle Reaktion für unser Überleben erfordert, reagiert der Körper, auch ohne vorherige Verarbeitung und Bewertung durch das Großhirn, ohne dass wir die Möglichkeit bekommen, darüber nachzudenken oder mitzuentscheiden.

 

Tödliche Gefahren können jederzeit und überall auftauchen. Deshalb muss unsere Biologie, je nach Intensitätsstufe eines Ereignisses, blitzschnell reagieren können.

Bevor also unser Bewusstsein etwas wahrnimmt, sind bereits alle lebenserhaltenden Maßnahmen von unserem Althirn eingeleitet. Oft ist uns das noch nicht einmal bewusst. Ein lauter Knall, und wir zucken zusammen, wir ducken uns, wenn uns etwas schnell entgegenfliegt.

 

Solche Reaktionen laufen ab, noch bevor uns bewusst wird, was passiert ist. Diese alten archaischen Reaktionsmuster sind bereits im einfachen Mehrzeller verankert und bei fast allen Säugetieren vorhanden. Wir Menschen reagieren somit bei ernstzunehmenden Gefahren sofort und ohne nachzudenken.

 

Anders ist unsere Reaktion, wenn die Gefahr nicht so lebensbedrohlich ist. Wenn also die Intensitätsstufe eines Ereignisses nicht so intensiv ist. In diesen Situationen erlaubt uns unsere Biologie, die Sachlage noch zu interpretieren. Dann können wir durch eine bewusste Einschätzung das Alarmprogramm minimieren oder sogar stoppen.

 

Jedoch kann es auch sein, dass wir uns aufgrund unserer „unguten“ Interpretationen immer mehr in diesen Ausnahmezustand hineinsteigern. Wir entscheiden also durch die Interpretation der Ereignisse wie wir reagieren wollen.

 

Viele Studien haben gezeigt, dass bei der unbewussten Wahrnehmung einer Gefahr die instinktive Reaktion eine große Rolle spielt. Diese unbewusste Wahrnehmung wirkt sich auch auf unseren Entscheidungs- und Kommunikationsprozess aus.

 

Somit können wir bei der Kommunikation die Situation entsprechend als „gut“ oder „ungut“ interpretieren, und dementsprechend reagiert unsere Biologie sofort auf unsere Interpretation.

 

Unsere Biologie merkt sich sowohl unsere Entscheidungen und Interpretationen, als auch unsere Reaktionen in bestimmten Situationen und startet schon einmal vorsorglich in ähnlichen Situationen ein Abwehrprogramm, um vorbereitet zu sein.

 

Wir konditionieren uns auf diese Weise auf solche Situationen und reagieren dann in Zukunft noch viel früher und schneller mit den entsprechenden unguten Gefühlen und Abwehrprogrammen.

 

Diese Vorabeinstellung durch unser Unterbewusstsein, aufgrund unserer alten unguten, oft negativen oder destruktiven Konditionierungen, ist es dann die uns immer wieder zwischenmenschliche Probleme macht.

 

Das bedeutet:

viele unserer alten, unguten Interpretationen vergangener und aktueller Ereignisse veranlassen unsere Biologie, immer öfter die Kontrolle mit entsprechender Intensität zu übernehmen.

 

Das kann sogar so weit gehen, dass unser Denken für eine gewisse Zeit komplett ausgeschaltet wird, wenn wir z.B. bei Phobien, wenn wir in Ohnmacht fallen. Des Weiteren werden auch unsere Denkprozesse von unserer Biologie beeinflusst.

 

Eine Forschergruppe um Prof. Dr. John-Dylan Haynes hat mit Hilfe der Kernspintomographie (MRT) Gehirnaktivitäten untersucht und festgestellt, dass unser Gehirn ca. 3 -7 Sekunden lang die Vorbereitungen für eine Entscheidung trifft und somit unser Unterbewusstsein oft schon entschieden hat, noch bevor wir das Gefühl haben, uns tatsächlich willentlich entschieden zu haben.

 

Und das, ohne dass die Probanden in einer Gefahrensituation waren. Um wie viel wirkungsvoller geschieht dann die Kontrolle, wenn wir uns unwohl fühlen oder es um Gefahren geht!

 

Die ständig vorherrschende Kontrolle durch unsere Biologie ist ein natürlicher Schutzmechanismus. Dieser Schutzmechanismus (biologischer Abwehrmodus BA) ist überlebenswichtig und einer unserer primären Antriebe, der aber auch in der zwischenmenschlichen Kommunikation aktiv ist.

 

Warum?

Weil für uns Menschen sowohl Freunde und Helfer (Möglichkeiten) als auch Feinde (Bedrohungen) sein können. Diese Bipolarität hat eine starke Wirkung auf unser Kommunikationsverhalten.

 

Unsere Biologie reagiert auf unangenehme Menschen, als wären diese eine echte Bedrohung – teilweise mit derselben Intensität, als würde ein Raubtier vor uns stehen. Die Biologie übernimmt dann die Kontrolle und schaltet sofort in den biologischen Abwehrmodus (BA), ein Sonderprogramm unserer Biologie.

 

Mit jedem Mal, bei dem wir in der Interaktion mit jemandem ungut reagieren und die Ereignisse als unvorteilhaft interpretieren, verschlechtern wir unsere Möglichkeiten, mit diesem Menschen in Zukunft besser auszukommen.

 

Wir schalten dann schon in den biologischen Abwehrmodus (BA), noch bevor wir mit diesem Menschen ernsthaft etwas zu tun haben. Im Extremfall genügt es schon, nur seinen Namen zu hören oder die Vorstellung, diesem Menschen demnächst begegnen zu müssen.

 

Diese negative Konditionierung auf einen anderen Menschen hat mit jeder Wiederholung einen immer größeren negativen Einfluss auf unser Verhalten, diesem Menschen gegenüber. Es verstärkt sich mit jeder negativen Begegnung.

 

Aber, wir dürfen dabei nicht vergessen - der biologische Abwehrmodus (BA) erfüllt eine sehr wichtige Aufgabe und hilft uns, in gefährlichen Situationen zu überleben.

 

Nur: leider haben wir im Lauf unserer Zeit viel zu viele Ereignisse als Gefahren eingestuft, die in Wirklichkeit keine echten Gefahren sind. Diese unvorteilhaften Interpretationen alter Ereignisse wirken sich dann laufend auf unser zukünftiges Verhalten aus.

 


Inhalt BiKomPsy:

1.0 Einleitung

2.0 Unsere Biologie hat die Kontrolle

3.0 Der biologische Abwehrmodus (BA)

4.0 Die Wirkung des biologischen Abwehrmodus (BA)

5.0 Wie wirkt Kommunikation?

6.0 Angriffsfrei kommunizieren!